Montag, 7. Mai 2012

Der Duft von Erde und Zitronen von Margherita Oggero

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Ein Mädchen in einem Versteck - ein Fenster in die Welt - ein Buch, mit dem das Leben beginnt
"Ein wunderschöner Roman über die Sehnsucht der Frauen nach Unabhängigkeit, sensibel und mitreißend." - La Stampa

Klappentext:
Wie eine Gefangene lebt Imma in der Wohnung einer Tante hoch im Norden Italiens, weit weg von ihrem Heimatdorf bei Neapel. Die Dreizehnjährige ist in großer Gefahr, denn als der Sohn des Clanchefs sie zu vergewaltigen versuchte, schlug sie mit einem Stein zu. Jetzt soll sie dafür bezahlen. Die Tage am Fenster in der Wohnung der Tante scheinen endlos, und Imma sehnt sich nach ihrer Familie, nach der Natur, dem Duft von Erde und Zitronen. Ihr Freiheitsdrang wird immer stärker, bis sie sich schließlich stundenweise hinausschleichen kann in die Stadt und dabei den jungen Buchhändler Paolo kennen lernt. Seine Bücher eröffnen ihr eine neue Welt und geben ihr den Mut, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Einfühlsam, emotionsgeladen und voll Spannung ist Der Duft von Erde und Zitronen. Margherita Oggero entführt uns in die fast noch archaische Welt des italienischen Südens, in der ein Mädchen durch die Liebe zur Literatur die patriarchalische Ordnung durchbricht und ihren eigenen Weg findet.

Inhalt des Buches:
Die Geschichte, die erzählt wird, ist wie ein Puzzle. Die Handlung läuft nicht in einer bestimmten Reihenfolge ab, sondern aus vielen verschiedenen Blickwinkeln werden nach und nach kleine Teile der Geschichte freigelegt, sodass der Leser sie zusammensetzen kann. Das ist einmal etwas Anderes, was Spannung erzeugt und den Leser dazu bringt, immer noch etwas weiterlesen zu wollen. Und wenn am Schluss das ganze Puzzle zusammengelegt ist, sich daraus ein vollständiges Bild ergibt, ist der Punkt mit dem "Aha-Effekt" erreicht. Ein Nachteil davon ist leider, dass der Leser hin und wieder den Faden verliert und vor lauter neuer Personen und Ansichten nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht. In Der Duft von Erde und Zitronen wechselt die Sichtweise zwischen den Familienmitgliedern von Imma. Auch Zeit und Ort sind unterschiedlich. Einmal spricht Assunta über ihre beiden Söhne Antonio und Salvatore und ihre kleine, trotzige Tochter Melina. Ein anderes Mal ist Melina erwachsen und erzählt von ihrer erloschenen Ehe mit Nicola und ihrer Tochter Imma. Insgesamt wird deshalb nicht nur von Immas - die in Wirklichkeit Immacolata heißt - eingeengtem Dasein in der Wohnung ihrer Tante gesprochen und wie sie versucht, der Einsamkeit und Langeweile zu entfliehen. Diese Geschichte ist nur ein kleiner Teil des ganzen Bildes. Bevor Immacolata sich vor Enzino wehren konnte, musste sie etwas Grausames mitansehen, das sie jahrelang verstummen ließ. Davor musste sie zusehen, wie ihre emotionale, junge Mutter mit dem Faible für die Natur, für Erde und Zitronen in Weidenkörbchen, an den Fehltritten von Immas Vater zu Grunde ging. Davor heiratete Salvatore, Immas Onkel, und bekam eine Tochter namens Angela. Und davor waren alle glücklich, außer Immas Tante Rosaria - welche nur entfernt mit ihr verwandt ist - die immer an die falschen Männer gerät.

Meine Meinung:
Es ist interessant, wenn eine Geschichte so eine große Bandbreite an Handlungen enthält und auch der Schreibstil der Autorin (oder des Übersetzers) war leicht zu lesen. Dennoch stört mich an diesem Roman, dass durch die riesige Anzahl an Erzählungen und Erfahrungen einzelner Personen, das Wesentliche der Geschichte aus dem Sichtfeld des Lesers gerückt ist. Ich frage mich, was das Studieren von Antonio im Ausland mit den traurigen Geschehnissen von Immacolata zu tun hat, die nun eingesperrt und auswegslos gefangen ist. Natürlich hängt alles irgendwie miteinander zusammen, aber manche Einzelheiten sind nicht von Belang und sollten lieber gestrichen werden als den Leser zu verwirren und abzulenken. Ich finde, man erfährt viel zu wenig von der Hauptperson, von Immacolata. Es wäre schöner gewesen, wenn nur aus ihrer Sichtweise erzählt wird. Das verbindet den Leser stärker mit ihrer Geschichte. So wie hier erfährt man häppchenweise einmal von dem Einen etwas, dann einmal von dem Anderen. Das Einzige, was mir gefallen hat und noch eine Weile im Gedächtnis geblieben ist - wobei ich auch hier sagen muss, dass es mir zu kurz geraten ist - war das Ende. Nicht wegen Immacolatas Entscheidung, sondern wegen der Frage, was wohl mit ihrer Familie passiert ist, wenn die Bösen es wissen ...

Zur Autorin:
Margherita Oggero wurde in Turin geboren, wo sie auch heute noch lebt. Bekannt wurde sie durch ihre Kriminalromane, die es an die Spitze der italienischen Bestsellerlisten schafften und auch für das Fernsehen verfilmt wurden.

Das Cover:
Das Cover zeigt wahrscheinlich Immacolata, wie sie am Fenster der Wohnung ihrer Tante steht und das Leben und Treiben auf den Straßen der Stadt beobachtet. Das Fenster und die Bücher sind das Einzige, was ihr geblieben ist von so etwas wie einem Leben. Immacolata hat herausgefunden, dass jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit die "Steinerne Stunde" herrscht, in der niemand draußen zu sehen ist. Diese Stunde scheint für sie selbst immer zu gelten.

Allgemeine Daten:
Titel: Der Duft von Erde und Zitronen
Originaltitel: L'ora di pietra (soviel wie "Die Steinerne Stunde")
Seitenzahl: 312
Preis: 19,99€
Verlag: DVA
Originalverlag: Mondadori
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Italienisch
Aus dem Italienischen von Peter Klöss
ISBN: 978-3-421-04553-9
Empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren

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