Ein Mädchen in
einem Versteck - ein Fenster in die Welt - ein Buch, mit dem das
Leben beginnt
"Ein wunderschöner Roman über
die Sehnsucht der Frauen nach Unabhängigkeit, sensibel und
mitreißend." - La Stampa
Klappentext:
Wie eine Gefangene lebt Imma in der
Wohnung einer Tante hoch im Norden Italiens, weit weg von ihrem
Heimatdorf bei Neapel. Die Dreizehnjährige ist in großer Gefahr,
denn als der Sohn des Clanchefs sie zu vergewaltigen versuchte,
schlug sie mit einem Stein zu. Jetzt soll sie dafür bezahlen. Die
Tage am Fenster in der Wohnung der Tante scheinen endlos, und Imma
sehnt sich nach ihrer Familie, nach der Natur, dem Duft von Erde und
Zitronen. Ihr Freiheitsdrang wird immer stärker, bis sie sich
schließlich stundenweise hinausschleichen kann in die Stadt und
dabei den jungen Buchhändler Paolo kennen lernt. Seine Bücher
eröffnen ihr eine neue Welt und geben ihr den Mut, ihr Schicksal
selbst in die Hand zu nehmen.
Einfühlsam, emotionsgeladen und voll
Spannung ist Der Duft von Erde und Zitronen. Margherita
Oggero entführt uns in die fast noch archaische Welt des
italienischen Südens, in der ein Mädchen durch die Liebe zur
Literatur die patriarchalische Ordnung durchbricht und ihren eigenen
Weg findet.
Inhalt des Buches:
Die Geschichte, die erzählt wird, ist
wie ein Puzzle. Die Handlung läuft nicht in einer bestimmten
Reihenfolge ab, sondern aus vielen verschiedenen Blickwinkeln werden
nach und nach kleine Teile der Geschichte freigelegt, sodass der
Leser sie zusammensetzen kann. Das ist einmal etwas Anderes, was
Spannung erzeugt und den Leser dazu bringt, immer noch etwas
weiterlesen zu wollen. Und wenn am Schluss das ganze Puzzle
zusammengelegt ist, sich daraus ein vollständiges Bild ergibt, ist
der Punkt mit dem "Aha-Effekt" erreicht. Ein Nachteil davon
ist leider, dass der Leser hin und wieder den Faden verliert und vor
lauter neuer Personen und Ansichten nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf
steht. In Der Duft von Erde und Zitronen wechselt die
Sichtweise zwischen den Familienmitgliedern von Imma. Auch Zeit und
Ort sind unterschiedlich. Einmal spricht Assunta über ihre beiden
Söhne Antonio und Salvatore und ihre kleine, trotzige Tochter
Melina. Ein anderes Mal ist Melina erwachsen und erzählt von ihrer
erloschenen Ehe mit Nicola und ihrer Tochter Imma. Insgesamt wird
deshalb nicht nur von Immas - die in Wirklichkeit Immacolata heißt -
eingeengtem Dasein in der Wohnung ihrer Tante gesprochen und wie sie
versucht, der Einsamkeit und Langeweile zu entfliehen. Diese
Geschichte ist nur ein kleiner Teil des ganzen Bildes. Bevor
Immacolata sich vor Enzino wehren konnte, musste sie etwas Grausames
mitansehen, das sie jahrelang verstummen ließ. Davor musste sie
zusehen, wie ihre emotionale, junge Mutter mit dem Faible für die
Natur, für Erde und Zitronen in Weidenkörbchen, an den Fehltritten
von Immas Vater zu Grunde ging. Davor heiratete Salvatore, Immas
Onkel, und bekam eine Tochter namens Angela. Und davor waren alle
glücklich, außer Immas Tante Rosaria - welche nur entfernt mit ihr
verwandt ist - die immer an die falschen Männer gerät.
Meine Meinung:
Es ist interessant, wenn eine
Geschichte so eine große Bandbreite an Handlungen enthält und auch
der Schreibstil der Autorin (oder des Übersetzers) war leicht zu
lesen. Dennoch stört mich an diesem Roman, dass durch die riesige
Anzahl an Erzählungen und Erfahrungen einzelner Personen, das
Wesentliche der Geschichte aus dem Sichtfeld des Lesers gerückt ist.
Ich frage mich, was das Studieren von Antonio im Ausland mit den
traurigen Geschehnissen von Immacolata zu tun hat, die nun
eingesperrt und auswegslos gefangen ist. Natürlich hängt alles
irgendwie miteinander zusammen, aber manche Einzelheiten sind nicht
von Belang und sollten lieber gestrichen werden als den Leser zu
verwirren und abzulenken. Ich finde, man erfährt viel zu wenig von
der Hauptperson, von Immacolata. Es wäre schöner gewesen, wenn nur
aus ihrer Sichtweise erzählt wird. Das verbindet den Leser stärker
mit ihrer Geschichte. So wie hier erfährt man häppchenweise einmal
von dem Einen etwas, dann einmal von dem Anderen. Das Einzige, was
mir gefallen hat und noch eine Weile im Gedächtnis geblieben ist -
wobei ich auch hier sagen muss, dass es mir zu kurz geraten ist - war
das Ende. Nicht wegen Immacolatas Entscheidung, sondern wegen der
Frage, was wohl mit ihrer Familie passiert ist, wenn die Bösen es
wissen ...
Zur Autorin:
Margherita Oggero wurde in Turin
geboren, wo sie auch heute noch lebt. Bekannt wurde sie durch ihre
Kriminalromane, die es an die Spitze der italienischen
Bestsellerlisten schafften und auch für das Fernsehen verfilmt
wurden.
Das Cover:
Das Cover zeigt wahrscheinlich
Immacolata, wie sie am Fenster der Wohnung ihrer Tante steht und das
Leben und Treiben auf den Straßen der Stadt beobachtet. Das Fenster
und die Bücher sind das Einzige, was ihr geblieben ist von so etwas
wie einem Leben. Immacolata hat herausgefunden, dass jeden Tag zu
einer bestimmten Uhrzeit die "Steinerne Stunde" herrscht,
in der niemand draußen zu sehen ist. Diese Stunde scheint für sie
selbst immer zu gelten.
Allgemeine Daten:
Titel: Der Duft von Erde und Zitronen
Originaltitel: L'ora di pietra (soviel
wie "Die Steinerne Stunde")
Seitenzahl: 312
Preis: 19,99€
Verlag: DVA
Originalverlag: Mondadori
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Italienisch
Aus dem Italienischen von Peter Klöss
ISBN: 978-3-421-04553-9
Empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren
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